Was läuft hier richtig? Der neue Optimismus der Wissenschaften kommt gerade zur rechten Zeit

[ Fri. Feb. 16. 2007 ]

Ein nüchterner Blick auf die Geschichte zeigt, dass Optimismus grundsätzlich gerechtfertigt ist. Denn heute ist die Gewalt als bestimmendes Moment der Menschheitsgeschichte auf dem Rückzug. Darauf weist der Psychologe Steven Pinker von der Harvard University im Internetforum edge.org hin, in dem er zusammen mit 160 anderen Kollegen und Kolleginnen auf die Frage antwortet, was sie optimistisch mache. Es möge überraschen, so Pinker, aber die Gewalt habe seit Jahrhunderten drastisch abgenommen. Der Völkermord als gängige Form der Konfliktlösung, das Attentat zur Erbfolgeregelung, Exekution und Folter als Strafe, Sklaverei aus Faulheit und Habgier seien heute Seltenheiten und, wo sie aufträten, Gegenstand heftigerKritik. Was lief hier richtig? fragt Pinker, und stellt fest, dass wir wenig zu antworten wissen. Dies läge wohl daran, dass wir immer danach fragten, warum es Krieg gibt, und niemals, wieso der Frieden da ist. ......Fast alle Antworten in der Sammlung, die demnächst als Buch erscheint, sind von solchem Optimismus getragen. Geograph und Biologe Jared Diamond ist optimistisch, weil es in der Wirtschaft manchmal Entscheidungen gibt, die auch für die Menschheit gut sind. Brian Eno ist es, weil die Akzeptanz der Erder-wärmung das größte Versagen des Marktes transparent gemacht habe. J. Craig Ventererwartet eine Revolution der Entscheidungskultur, wenn außerhalb der Wissenschaft ihre jüngsten Methoden übernommen werden. Diese beruhten vor allem auf dem Erkennen irrelevanter Informationen. Die Zukunft ist also kein Überwachungsstaat. Vor allem die Infor ation-stechnologie ist unter den Optimisten im Trend. Auch Afrika, der verlorene Kontinent, erlebt hier einen Boom, der viel verändern wird.

Einzig Nobelpreisträger Frank Wilczek macht Hoffnung, dass es die alles erklärende Theorie, jene Weltformel, die als „Einsteins Traum" bekannt ist, nie geben wird. Man sollte seine Worte besser wählen, meint der Physiktheoretiker. Er lässt so eine unter seines-gleichen seltene Demut gegenüber der Schöpfung erkennen, deren Gedanke er nicht für die Hoffnung auf ein wissenschaftliches Erlösungsmoment opfern will.

Martin Rees
, dessen Royal Society übrigens einst den Prioritätenstreit zwischen Newton und Leibniz um die Infinitesimalrechnung falsch zu Gunsten des Engländers entschied, äußerte sich auch: Er habe viele Zuschriften bekommen, sein Buch sei noch beschönigend und er selbst ein unverbesserlicher Optimist. Das, schreibt er nun, wolle er bleiben. Dennet gibt zwar zu, an schlechten Tagen den düsteren Szenarien seines Kollegen anhängen zu können. Als größte Gefahr macht er jedoch etwas anderes als der Physiker aus: Die gute alte Überreaktion.

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